Fotoprojekt: Island

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Oft werde ich gefragt, was ich denn eigentlich mit all meinen Fotos anstelle. Nun, die meisten landen im Datensarg und werden bei Bedarf (Bebilderung von Texten, Tante Herthas Bildschirmschoner) hervorgekramt. Nicht so dieses Mal. Die Knipserei hatte von Anfang an einen Sinn! Ha! Ein privater Auftraggeber brauchte neue Bilder für einen Island-Bildband. Das kam gelegen, war ich doch ohnehin auf dieser fantastischen Insel unterwegs. Und ich habe auf dem Trip noch ein oder zwei Dinge dazugelernt.

Erkenntnisvielfalt auf Island

Denn auf diesem schroffen Stück Vulkanfels im Nordatlantik läuft nicht nur geologisch einiges anders als im Rest der Welt. Die Lage knapp unterhalb des Polarkreises sorgt für fantastisches Licht. Auch Laien dürften das kennen: Morgens und abends sehen die für Instagram geknipsten Bilder einfach besser aus. Das Licht ist goldener, der Himmel blauer. Was in Berlin auf eine Stunde am Tag begrenzt ist, gibt es in Island als Flatrate völlig kostenlos: Die Sonne steht zu jeder Tageszeit so tief, dass es tatsächlich schwer ist, schlechte Fotos zu machen.

Keine Regel ohne Ausnahme: die Städte der Insel taugen fotografisch nichts. Trotz guten Lichts. Es gibt Häuser und Einkaufszentren – fertig. Man könnte auch in einer beliebigen nordamerikanischen Kleinstadt gelandet sein. portfolio_island-1Das einzig interessante „urbane“ Foto auf diesem Trip entstand im Foyer der Oper von Reykjavík und hätte vermutlich genauso gut einer Shoppingmall in London, New York oder Spandau entspringen können.

Für Städtetouren dürfte allerdings auch kaum jemand nach Island kommen. Hoffentlich. Schließlich gibt es auf der ganzen Insel nur rund 300 000 Menschen, von denen der größte Teil in der Hauptstadt lebt. Sobald man selbige jedoch verlässt, steht man mit einem Fuß bereits in einer Postkarte. Denn die Landschaft Islands ist schlicht umwerfend. Klingt wie eine Floskel aus dem Reisekatalog. Ist mir bewusst. Es ist jedoch geradezu peinlich, wie fotogen diese Insel ist.

Motivvielfalt auf Island

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Wer meint, es wäre mit Walen, Schafen und Islandpferden getan, der irrt gewaltig. Auch ohne Helikopter finden sich mühelos ausreichend Motive für zwölf Ausgaben National Geographic. Schroffe, unbewohnte Lavafelder. Zischende und dampfende Hochtemperaturgebiete. Nicht enden wollende Himmel. Massive Gletscher und Berge, grüne Wiesen und Steinwüsten. Einsame Straßen, die zu gigantischen Wasserfällen, wuchtigen Klippen und tiefen Fjorden führen.

Glücklicherweise ist das enorme fotografische Potenzial der Insel kein Geheimnis mehr, den Werbekampagnen des isländischen Tourismusverbands sei Dank. Myriaden von Fotografen fallen daher seit einigen Jahren schwarmartig über jede größere Attraktion her und bauen Festungen aus Stativen, Selfie-Sticks und Objektivtaschen auf. Es klickt und blitzt aus jeder Richtung, man muss sich also nicht allzu einsam fühlen.

Und sogar aus der Luft gibt es Unterstützung. Stichwort Helikopter, nur kleiner: Wem es am Gletschersee mit seinen geradezu magisch blau schimmernden Eisbergen zu friedlich wird, der kann sich über die mehrere Kilo schwere Kameradrohne freuen, die zunächst beständig über den Köpfen der anderen Touristen kreist und nach einigen Minuten in Richtung Gletscher davondonnert. Ist immerhin auch ein ganz gutes Motiv.

Am Ende des Tages freut man sich daher, endlich bei einem entspannten Bier auf dem Nachttisch all die Eindrücke verarbeiten zu können. Das klappt natürlich nur, wenn man nicht zufällig in einem in sich schon ziemlich fotogenen Hostel wie Tungulending gelandet ist. Es bietet – neben einer grandios friedlichen Küste und Blauwalen am Horizont – den wohl spektakulärsten „Schlafzimmerblick“, den ich auf all meinen Reisen je bestaunen durfte. Und so bleibt der Finger weiter am Auslöser..

Vielen Dank für die Zusage, einige Bilder hier veröffentlichen zu dürfen.